On the Road

von Kathrin

Erfrischend ist dann leider erstmal nichts, aber der Reihe nach. Unser nächstes Ziel ist Areopoli. Knappe 100 Kilometer von Monemvasia entfernt, auf der westlichen Seite des zweiten Fingers gelegen und unser Ausgangspunkt um die wilde Mani zu erkunden. In guten eineinhalb Stunden ist die relativ schnurgerade Strecke in Richtung Westen eigentlich zu schaffen. Also ein gemütlicher Reisetag mit genügend Zeit um den Mittelalter-Flow zu nutzen und noch einen kleinen Abstecher in die Ruinenstadt Geraki zu machen. Neben den Häuserruinen und der Festung ganz oben

sind hier vor allem die byzantinischen Kirchen sehenswert. Diese sind innen mit gut erhaltenen Fresken  

und außen mit kunstvoller Steineanordnung der Fassaden geschmückt.

Von oben dann ein herrlicher Ausblick in die Weiten Lakoniens

der uns allerdings etwas beunruhigt. Am Horizont sind Wolken auszumachen, die von einem der Waldbrände, die hier derzeit wüten, stammen müssen. Bisher haben wir außer einer allgemeinen Warninfo auf unsere Handys und ein wenig ungewöhnliches Licht nicht viel von den Bränden mitbekommen. Denn auch wenn es furchtbar ist, was hier und in der Türkei gerade geschieht ist die Peleponnes doch groß genug um weit genug von diesen gefährlichen Orten entfernt sein zu können. Auch unser nächstes Ziel Areopoli ist nicht betroffen. Dumm ist nur, dass unsere schnurgerade, kurze Route an einem gefährlichen Ort, nämlich Gythio, vorbei führt.

Und um es jetzt einiegermaßen kurz zu machen: Die schnurgerade Strecke war nicht mehr zu befahren. Unser Versuch noch durch Gythio zu fahren scheiterte. Wir haben das Gebiet dann nördlich in einer 5 Stunden Tour umfahren. Und ein etwas mulmiges Gefühl fährt mit, wenn alles orange leuchtet, Ascheblättchen durch die Luft fliegen und die Polizistin, die dir eben noch freundlich erklärt hat dass Du bitte zurück nach Selinitas fahren sollst, weil es dort „safe“ ist, plötzlich in voller Montur das rennen anfängt. Da bin ich dann auf einmal sehr sehr klein mit meinem Sonnenhut und denke es gibt eigentlich keinen anderen Weg in die Zukunft als den mit den klimapolitischen höchsten Zielen, die man sich nur vorstellen kann. Trotz aller Unkenrufe, dass eine Nation allein nichts bewirken kann und der Tatsache, dass sich der Mensch erst bewegt wenn er muss. Aber mal ehrlich: Wenn niemand losgeht bleiben alle sitzen.

Wir sitzen derweil in Areopli erstmal im Dunkeln, 

denn die Stromversorgung ist durch den Brand, der auf der anderen Seite des Hügels noch immer wütet unterbrochen. Wir machen erstmal die Haare schön 

und sehen mal was ohne Strom hier geboten ist. Einige Geschäfte und Tavernen haben wohl Notstromaggregate, denn der Fleischspieß dreht sich noch ab und an und so manche Eistruhe wird mit Benzinmotor am kühlen gehalten. Wir ergattern einen Platz in einer der noch geöffneten Tavernen und beinahe wird es uns romantisch zumute, denn nur ein kleines Kerzlein erhellt den obligatorischen griechischen Salat. Doch die Kellner flitzen ganz unromantisch zwischen den Tischen umher, die zwei jüngsten legen sogar immer wieder einen kurzen Sprint ein und selbst der Patron erhebt sich von seinem angestammten Platz und bringt Weißwein unters Volk. Die Kellnerin hat sich zwischenzeitlich mit einer Stirnlampe ausgestattet und der Nebentisch versucht Kraft aller verfügbarer Handytaschenlampen das Essen auszuleuchten. Zwischendurch beobachten wir, wie immer mal wieder neue Gäste nach kurzem Disput ihren Tisch wieder verlassen. Der Kellner zuckt nur die Schultern, denn der noch sehr beachtliche Fleischspieß ist für die Feuerwehrleute reserviert und wird nicht mehr an die Gäste verkauft – signomi! Wann der Strom wieder kommt weiß niemand, heute jedenfalls wohl nicht mehr. So gehen wir in unser Backofen-Appartement und schwitzen uns durch die Nacht.

Auch am nächsten Tag ist die Stromfrage unklar, vielleicht heute Nachmittag so gegen fünf, but nobody knows. Abgesehen vom Strom gibt es noch ein weiteres Problem: Die innere Mani wollten wir erwandern. Mit gigantischem Brand im Rücken ist das keine gute Idee, abgesehen davon, dass es auf Grund der Lage sowieso verboten ist. Und dann ist da noch das ungute Gefühl sich als Tourist hier überhaupt auf zu halten. Es hier ist zwar sicher und die Einheimischen vermitteln auch den Eindruck, dass sie froh sind wenigstens etwas Umsatz zu machen. Trotzdem sind wir nah dran am Katastrophengebiet. Für meinen Geschmack zu nah, denn nichts liegt mir ferner als Voyeurin einer Katastrophe zu sein. So genießen wir noch ein vorzügliches stromloses Frühstück

(Brot mit Tahini, chocolata (wir tippen auf Nutella), Banane, Honig und Zimt) und ändern unseren Plan.

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