Venedig des Nordens – nunja – Schwedens Hauptstadt ist doch etwas größer. Der Kaffee günstiger, die Plätze weitläufiger, die Häuser in der Altstadt bunter
und ohne auf ein aktuelles Venedig Bild zurück greifen zu können ist eines unumstritten: Stockholm liegt deutlich weiter nördlich.
So erwartet uns ein trüber Himmel, Regen ist angesagt. Etwas naiv steuern wir das ABBA-Museum an. Fetzige Musik und gut gelaunte Wartenschlangen-Unterhalterinnen sorgen für peppige Stimmung. Allerdings nur für die, die schlau genug waren ihre Eintrittskarte vorab zu kaufen. Haben wir leider verpasst und jetzt gäbe es erst wieder Tickets ab 18 Uhr. Da sind wir tendenziell hungrig und weniger an Sightseeing interessiert. Aber auf Djurgården gibt es ja noch mehr Museen und nach kurzer Beratschlagung entscheiden wir uns für das Vasa-Museum.
Hier die kleine Originalnachbildung vor dem oberen Teil des großen Original-Wracks.
Anhand der Menschen die auf den verschiedenen Stockwerken zu sehen sind lässt sich ansatzweise erkennen, wie groß das ganze Schiff ist
Das Prachtschiff war einst der Stolz der königlichen Flotte. Allerdings nur bis zu Jungfernfahrt. Diese endet nach 20 Minuten dramatisch: die Vasa kenterte. Denn bei aller Pracht handelt es sich leider um eine kolossale Fehlkonstruktion.
Aber aus Fehlern lernt man bekanntlich und so wagen wir uns trotz ausgestellter historisch verbriefter Seeuntauglichkeit auf ein neuzeitliches Ausflugsboot und umschippern zumindest zwei der insgesamt 14 Inseln, auf denen sich Stockholm verteilt.
Auch an Land spitzt um jede zweite Ecke Wasser und falls mal über mehrere Straßen hin kein Meer, See oder Kanal in Sicht ist kommt das Wasser eben von oben. Bisher hatte ich gar nicht auf dem Schirm, wie gut und schnell sich Haut im Gegensatz zu Jeanshosen trocknen lässt,
dass mittelschwere Wolkenbrüche nicht zwingend bedeuten einen Outdoor-Sitzplatz aufgeben zu müssen und ein Burger auch unterm nassen Sonnenschirm munden kann, wie hier im Hintergrund zu sehen ist.
Ebenfalls erfreulich: Essen in der Imbissbude ist günstiger als gedacht. Da wir nicht so regenresistent sind und die Vorzüge der Imbissbude direkt und in Gänze erfassen (Dach und Hocker) beschließen wir hier ein wenig zu verweilen. Der nette arabisch-schwedisch-englisch sprechende Budenbesitzer freut sich sehr darüber, dass wir ein Schwätzchen mit ihm halten und uns über die augenscheinlich wasserdichten Schweden amüsieren. So füttert er uns mit Gratisnachschlag durch den Wolkenbruch und wir schicken schöne Grüße an seinen Onkel in Mönchengladbach.
Der Regen verzieht sich so schnell wie er kommt und langsam merken wir, es muss auch weniger regenresistente Schweden geben. Denn in nullkommahastenichtgeshen sind die Straßen, Plätze und Cafés voll belegt und alle und wir wuseln uns fröhlich durch das bunte Södermalm
Bei dem ganzen wasserwuseligem hin und her, Regen an, Regen aus haben wir dann auch wirklich keine Zeit mehr über Venedig nachzudenken – ist eh viel kleiner und gerade zu weit südlich!